Eine längere Zeit haben wir 10. Klässler den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg im Geschichtsunterricht behandelt. Aufgrund dessen haben wir uns mit den LehrerInnen dazu entschlossen, eine Exkursion in die Euthanasie-Anstalt in Hadamar zu machen, um einen konkreten Einblick zu erhalten. Besucht haben alle sechs 10. Klassen die Gedenkstätte an drei unterschiedlichen Terminen.

Unter „Euthanasie“ verstanden die Nationalsozialisten einen „schönen Tod“. Doch was sich hier ab 1941 abspielte, war alles andere als schön. Die Intension dahinter war ein Massenmord. Über 14.000 Menschen sind in Hadamar unter grausamen Bedingungen systematisch getötet worden.

Mit dem Bus sind wir am Morgen zu der Gedenkstätte nach Hadamar gefahren. Bei der Ankunft haben wir nicht bedacht, wie schnell unsere Stimmung innerhalb der Gruppe umschlagen wird, denn was hier vor ca. 80 Jahren passiert ist, konnte sich vor dem Besuch kaum jemand wirklich vorstellen. Ein Mitarbeiter erwartete uns und hat uns in einen Raum gebracht, wo wir die vielen Informationen, die uns schon im Unterricht beigebracht wurden, wiederholten und vertieften. Der Mitarbeiter, der uns alles sehr eindrücklich zeigte und erzählte, hat erreicht, dass vieles in unseren Köpfen bleiben wird. Er erzählte uns, dass hier die Ermordung von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen durchgeführt wurden. Die Patienten kamen vorgeblich in die Anstalt, damit man ihnen hilft, wurden dann aber noch am selben Tag vergast.

Im Außenbereich der Anstalt besichtigten wir die Busgarage, wo die Patienten mit den grauen „Mordkisten“ ankamen. In der Garage zu stehen und weitere Geschichten darüber zu hören, erzeugte ein sehr beklemmendes Gefühl. Wir standen genau dort, wie jene Menschen, die nicht wussten, wo sie sich befinden und was sie erwartet.

Als nächstes machten wir uns auf den Weg in den Keller, in dem die Menschen ermordet wurden. Erschreckend zu sehen war, dass das meiste von vor über 80 Jahren immer noch erhalten war. Den Patienten wurde nur erzählt, dass sie duschen gingen, doch dass sie vergast werden, wussten sie nicht. Es war eine kleine Kammer, diese „Dusche“. Bis zu 70 Menschen wurden hier gleichzeitig vergast. Die Leichen mit außergewöhnlichen Krankheitsbildern kamen anschließend in eine andere Kammer, die sich im Nebenraum befand. Was uns in diesem Raum sofort ins Auge fiel, war der Seziertisch. Dieser Anblick war für viele von uns ein weiterer Beweis für die Grausamkeit dieser Taten. Weiter ging es dann in den Nebenraum, wo sich das Krematorium befand. Hier wurden die Leichen, die vergast worden waren, verbrannt. Eine weitere grauenvolle Vorstellung. Die Führung ging weiter. Der Mitarbeiter zeigte uns ebenfalls viele Bilder der Patienten, jeder mit einer eigenen Geschichte. Was wir besonders erschreckend fanden, war die Geschichte einer jungen Frau, die wegen schlimmen Alpträumen und einem Trauma aus dem Ersten Weltkrieg ebenfalls umgebracht wurde. Zum Abschluss sind wir den Mönchsberg hinaufgewandert, welcher uns zu den Massengräbern führte. Als wir oben ankamen, wurde uns klar, dass wir über knapp 6000 Leichen stehen. Ein schrecklicher Gedanke.

Wir hatten zum Schluss alle sehr gemischte Gefühle. Wir sind dankbar, dass wir die Örtlichkeiten sehen konnten und gleichzeitig sehr erschüttert über die Geschehnisse dort.

verf. von Parmis Darachshan, G10c

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