Tag 1

Das ist also die Lahn – unter der Straßenbrücke von Roth schauen 12 Schülerinnen und Schüler mit Ihren Lehrern und dem Schulhund Django auf einen riesigen Haufen Gepäck und sechs große Kanus auf den schmalen Streifen eines Flusses, der sich zwischen umgestürzten Bäumen und Gebüsch hindurch im Grau des wolkenverhangenen Himmels verliert. Aufgedreht durch Adrenalin und Neugier ignorieren wir den Regen, der den ganzen Tag anhält. Nach kurzer Zeit gleiten 6 vollgestopfte Boote im Zickzack und mit gebrüllten Kommandos den Fluss hinab – das Abenteuer hat begonnen! Zu lernen gibt es viel: Gebüsche meiden, geradeaus fahren, auf die Strömung achten und trotz totaler Durchnässung nicht die gute Laune verlieren. Nach 16 km Paddeln erreichen wir den Campingplatz Wißmar, wo die Zelte aufgebaut und die warmen Duschen intensiv getestet werden.

Tag 2

In der Nacht hat es aufgehört zu regnen. Dann: Zelte einpacken, frühstücken, lospaddeln. Die Strömung lässt nach, der Fluss wird breiter und wir erreichen Gießen. Dort gibt es drei Wehre mit Bootsrutschen – das ist fast wie im Freizeitpark, nur spannender, weil man umkippen könnte. Das passiert aber nicht – und so können wir bald die Strömung genießen, die uns durch die Natur treibt – inzwischen scheint auch wieder die Sonne. Heutiges Lernziel: wie bedient man eine Schleuse? Nach 3 Bootsrutschen, 2 Schleusen und 26 km erreichen wir Wetzlar und bauen unsere Zelte auf.

Tag 3: Inzwischen haben sich die idealen Bootsbesatzungen gefunden und die Steuerleute lassen die Kanadier fast geradeaus fahren. So erreichen wir bald die nächste Bootsgasse und dann die Rollenanlage am zweiten Wetzlarer Wehr. Danach folgen wir gemütlich dem mäandernden Fluss durch Wiesen und Wälder und drei weitere Schleusen – bis die Lahn plötzlich ihren Charakter ändert und zum schnell fließenden Gewässer wird. Stromschnelle an Stromschnelle lässt uns am Ufer vorbei-sausen: 11 km/h werden gemessen. Heutiges Lernziel: wie bremst man einen vollgeladenen Kana-dier in einer Kurve bei sehr starker Strömung mit einem U-Turn um einen Felsbrocken herum, um dahinter im Kehrwasser nicht den Campingplatz zu verpassen? Fünf von unseren 6 Booten haben das geschafft … das sechste haben wir aber auch wieder eingefangen.

Tag 4

Morgennebel über dem Fluss, nasskalte Wiese, gefühlte Null Grad außerhalb der Zelte – wie gut, dass die Sonne schnell durchkommt und die Polarausrüstung gegen T-Shirts getauscht werden kann. Durch die starke Strömung wird die Abfahrt etwas herausgezögert, bis alle aufgewärmt sind. Dann geht es sehr zügig voran und wir können lautlos die Tierwelt bestaunen: Kraniche, ein Eisvogel, eine Schildkröte – fast wie am Amazonas, nur dass es dort keinen Käsekuchen gibt. Den gibt es aber an der Schleuse Löhnberg, wo wie heute Mittagsrast machen. Danach ist es nicht mehr weit bis Weilburg, wo wir beim Ruderverein im warmen Bootshaus übernachten (bis auf 3 Zeltbewohner, die die Unbequemlichkeit ihrer Isomatte bevorzugen). Vorher wird allerdings noch die Altstadt von Weilburg nach dem besten Döner-Imbiss durchforstet.

Tag 5

Heutiges Lernziel: Geschichte des Schifffahrtstunnels von Weilburg und Bedienung einer Koppelschleuse mit zwei Kammern. Bei bestem Wetter macht Kanufahren einfach nur Spaß und so erreichen wir nach dieser kurzen Etappe bald den Campingplatz Gräveneck, wo Zelte aufgebaut werden und tonnenweise Freieis geschleckt wird (Saisonende sei Dank). Und weil es so heiß ist, lassen es sich Einige von uns nicht nehmen, in der eiskalten Lahn zu baden.

Letzter Tag

Schade, … schon der letzte Tag! Er verwöhnt uns noch einmal mit schönen und flotten Fahrten. Unterwegs werden Pläne geschmiedet, wer wann mit wem mit dem Kanu auf der Lahn paddeln möchte. Nach fast 100 km auf dem Fluss erreichen wir pünktlich Runkel, wo uns der Bus abholt. Alle haben durchgehalten, Regen und Sonnenschein getrotzt und sind in den Schultern etwas breiter und muskulöser in den Oberarmen geworden – sie wissen jetzt, wie man mit dem Kanu einen Fluss befährt!

 

Verf. von Frau Andrea Scherpner

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