Ein historisches Kooperationsprojekt zwischen der Gerhart-Hauptmann-Schule Griesheim, dem Institut für Geschichte der TU-Darmstadt, dem Studienseminar Darmstadt für Geschichte und dem Archiv der Stadt Griesheim

100 Jahre nach dem sog. „Krisenjahr 1923“ scheinen manche der damaligen gesellschaftlichen Herausforderungen hochaktuell: Die hohe Inflation, politische Unruhen, Kriegserfahrungen, Verschwörungstheorien, die Pandemie und das Wahrnehmen der Bedrohungen durch die Natur überschatten die Lebenswelt der gegenwärtigen SchülerInnen. Daher stellt sich die Frage, wie sich gegenwärtige und vergangene Krisenerfahrungen vergleichen lassen, um daraus Anregungen für heutige Lösungen und Mahnungen vor potenziellen Fehlschlüssen zu gewinnen.

In Form von vier Projekttagen (10.-13. Juli) werden SchülerInnen aus den Geschichts-Kursen (Q2) der Gerhart-Hauptmann-Schule in Griesheim mithilfe von lokalhistorischen und übergreifenden Quellen rekonstruieren, auf welche Art und Weise die Menschen 1923 mit den Krisen umgegangen sind und wie gefährdet und bedroht die Weimarer Republik – als junges, offenes und liberales Gesellschaftssystem ihrer Zeit – war. Griesheim bietet sich besonders gut als Untersuchungsobjekt an: Seine Lage als Brückenkopf im besetzten Gebiet und als Grenzort zu Darmstadt hat dazu geführt, dass wesentliche Probleme des Jahres vor Ort markant spürbar waren und sich in einer Vielzahl von Quellen, darunter auch literarischen (Elisabeth Langgässer: Grenze: Besetztes Gebiet), niedergeschlagen haben. Unser lokales Beispiel erlaubt es also, nationalgeschichtliche und lokalhistorische Dimensionen miteinander zu verknüpfen sowie Fragen der Gegenwartsrelevanz dieses historischen Themas zu erörtern.

Das Projekt entsteht in Kooperation mit dem Institut für Geschichte der TU Darmstadt. Lehramtsstudierende höherer Fachsemester werden im Rahmen des fachdidaktischen Seminars „1923 – ein Krisenjahr im Schulunterricht“ die Projektwoche vorbereiten, indem sie die didaktischen Ziele des Projekts entwickeln und Materialienpools für die SchülerInnen erarbeiten. Auf diese Weise verschränkt das Projekt Ausbildungseffekte an Universität und Schule miteinander. Den Studierenden wird die Weimarer Republik als wichtiges Thema für den späteren Schulalltag nahegebracht, während die SchülerInnen Unterstützung bei ihren wissenschaftspropädeutischen Erfahrungen erhalten. Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst aus dem Studienseminar Darmstadt unterstützen die Lehramtsstudierenden dabei, die Quellen für die SchülerInnen aufzubereiten.Als weiterer Kooperationspartner konnte das Griesheimer Stadtarchiv gewonnen werden. Es wird Studierenden und SchülerInnen unmittelbaren Zugriff auf historische Originaldokumente ermöglichen und dazu auch seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Die Beteiligten können dadurch den detektivischen Spürsinn von Historikern vor Ort nachempfinden.

Das Projekt hat das Förderprogramm „100 Jahre Weimarer Republik: 23x 1000“ gewonnen und wird somit von der Weimarer Republik e.V. und dem Bundesministerium der Justiz gefördert. Wir freuen uns sehr über die finanzielle Unterstützung im Rahmen der Erinnerungskultur an die erste Demokratie Deutschlands.

verf. von R. Radigk und Dr. D. Mares

 

 

 

 

 

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